Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg "Menschlich verbunden": Kirche plant Lichterprozession zur jüdischen Synagoge


Pastorin Bettina Kiesbye plant die Solidaritäts-Kundgebung und Lichterprozession für Jüdinnen und Juden in Lübeck und aller Welt. Copyright: KKLL

Lübeck. "Menschlich verbunden" ist der Titel einer Kundgebung und Lichterprozession, mit der Christinnen und Christen in Lübeck am Volkstrauertag, 19. November 2023, ihre Solidarität mit Jüdinnen und Juden ausdrücken möchten. Die Veranstaltung, die vom Ev.-Luth. Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Lübeck (ACK) organisiert wird, beginnt um 17 Uhr auf dem Schrangen.

Nach den Terroranschlägen der Hamas vom 7. Oktober 2023 und der Welle von antisemitischen Demonstrationen und Aktionen weltweit möchten Christ:innen in und um Lübeck ein klares Zeichen setzen. "Wir planen einen Gang durch die Innenstadt mit entzündeten Lichtern in Laternen zur Carlebach-Synagoge", sagt Bettina Kiesbye, Ev. Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lübeck (GCJZ). Die Pastorin der Laurentius-Gemeinde hat die Veranstaltung initiiert und wird auch die Abschlussworte an der Synagoge in der St.-Annen-Straße halten.

Start auf dem Schrangen in Lübeck

"Das Massaker vom 7. Oktober erinnert an Pogrome, wie sie seit dem Mittelalter in Europa immer wieder von der aufgepeitschten Bevölkerung an ihren jüdischen Nachbarn verübt wurden", sagt Bettina Kiesbye. Schon als Kind beschäftigte die heute 63-Jährige das Schweigen der Christinnen und Christen angesichts der nationalsozialistischen Judenverfolgung. Im Theologiestudium lernte sie den Hintergrund dieser menschenverachtenden Haltung kennen, den Antijudaismus im Neuen Testament. Um im Gegensatz dazu das Judentum von seinen Quellen her kennenzulernen, habe sie zwei Jahre in Jerusalem studiert und gelebt und später in Lübeck den evangelischen Vorsitz in der GCJZ übernommen. "Ich hätte nie geglaubt, dass diese Thematik einmal so aktuell werden würde", betont die Seelsorgerin.

Leuchtendes Zeichen der Solidarität

Die sadistische Ermordung so vieler, oft junger Menschen durch Terroristen der Hamas treffe ins Mark, sagt Bettina Kiesbye. "Ich persönlich muss die Konfrontation mit entsprechenden Bildern und Berichten sehr stark dosieren, um nicht in eine Schockstarre zu verfallen." Auch aus diesem Grund komme der Aufruf zu einem gemeinsamen Zeichen der Verbundenheit mit Jüdinnen und Juden hier in Lübeck, in Israel und weltweit spät. Aber: Die Geiselhaft von mehr als 200 unschuldigen Menschen und der Terror der Hamas auch gegen die eigene Bevölkerung halten an. "Eine Gewöhnung darf es nicht geben, ebenso wenig wie eine Gewöhnung an den Krieg in der Ukraine. Es ist nie zu spät, unseren Schmerz über das Leid der Israelis und der palästinensischen Zivilbevölkerung in Gaza zum Ausdruck zu bringen und zu einem Ende der Gewalt und zur Freilassung aller Geiseln aufzurufen", betont die Lübecker Pastorin.

Weitere Mitwirkende der Solidaritätsveranstaltung "Menschlich verbunden" am 19. November 2023 werden Arne Kutsche als stellvertretender Propst in Lübeck und der Kirchenkreis-Beauftragte für das christlich-jüdische Gespräch, Tobias Pfeifer, sein. Imke Ackermann-Dorn, Pastorin der Ev.-Reformierten Kirchengemeinde und Mitglied der ACK in Lübeck, hat ihre Teilnahme ebenfalls zugesagt. Mitglieder des Posaunenchores der Laurentius-Gemeinde werden die Aktion musikalisch begleiten. 

Lichterkette als Zeichen der Hoffnung

Bettina Kiesbye hofft, dass sich möglichst viele Menschen der Kundgebung und der Lichtprozession anschließen werden. "Es wäre schön, wenn die Lübeckerinnen und Lübecker eine brennende Kerze in einer Metalllaterne mitbringen würden", sagt die Organisatorin. "Damit werden wir am Zaun vor der Synagoge zum Abschluss eine Lichterkette bilden, ein kleines Zeichen der Hoffnung und der Anteilnahme."

Offene Flammen sind bei der Veranstaltung aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt.

Hier geht es zum Flyer der Veranstaltung.